Belgier gewinnt die letzte Giro-Etappe

Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter

Foto zu dem Text "Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter"
Iljo Keisse (Etixx-Quick-Step) hat die letzte Giro-Etappe in Mailand gewonnen. | Foto: Cor Vos

31.05.2015  |  (rsn) – Am letzten Tag des 98. Giro d’Italia waren alle Blicke auf Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die Sprinter gerichtet. Doch auf der 21. Etappe, die über 178 flache Kilometer von Turin nach Mailand führte, setzten sich überraschend zwei Ausreißer durch. Dabei ließ der Belgier Iljo Keisse (Etixx-Quick-Step) im Sprint deutlich den Australier Luke Durbridge (Orica-GreenEdge) hinter sich und feierte seinen ersten Sieg im Rahmen einer dreiwöchigen Rundfahrt.

„Das ist der größte Sieg in meiner Karriere“, strahlte der 32-Jährige, der seinem Team zudem quasi auf den letzten Drücker noch die diesjährige Italien-Rundfahrt gerettet hatte. Bisher nämlich war der belgischen Mannschaft noch kein einziger Tageserfolg gelungen. Außerdem war Kapitän Rigoberto Uran auf Rang 14 der Gesamtwertung weiter hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Darauf spielte auch Keisse in der Pressekonferenz an, als er, um eine Bilanz gebeten, antwortete: „Dieser Giro war brutal schwer. Es ist jetzt der dritte in Folge für mich, aber keiner war so hart. Und wir hatten dabei noch nicht einmal Ergebnisse erzielt. Bei meinem ersten Giro holten wir fünf Etappensiege mit Cavendish, letztes Jahr waren wir Zweiter mit Uran.“

Der geschlagene Durbridge, dessen Team das Auftaktzeitfahren auch dank seiner Hilfe gewonnen hatte, konnte auf dem 5,4 Kilometer langen Rundkurs durch Mailand zwar nochmals seine Zeitfahrfähigkeiten ausspielen, war aber gegen den ehemaligen Bahnspezialisten im entscheidenden Moment machtlos – davon aber nicht überrascht.

„Ich wusste, dass ich gegen Iljo im Sprint keine Chance haben würde, von daher musste ich mir nicht groß eine große Taktik einfallen lassen. Es war schön, diesen Kurs hier in Mailand vor dem Feld zu fahren, aber wichtiger war für mich doch der Erfolg beim Mannschaftszeitfahren. Das zählt für das Team“, sagte der 24-Jährige im Ziel zu radsport-news.com.

Neun Sekunden hinter dem Duo entschied der Cottbuser Roger Kluge (IAM) den Sprint des Feldes für sich und sicherte sich damit den dritten Platz. „Der Traum wäre gewesen zu gewinnen“, sagte der 29-Jährige, nachdem er seinem Team den fünften Podiumsplatz bei diesem Giro beschert hatte. Möglicherweise wäre noch mehr drin gewesen, doch Kapitän Heinrich Haussler wurde im Finale durch einen Defekt gestoppt. „Wir waren motiviert, einen großen Coup bei dieser letzten Etappe zu landen. Aber das Team hatte einmal mehr Pech mit dem Defekt von Heinrich Haussler und Clément Chevrier kurz vor dem Ziel. Aber Sylvain Chavanel zuerst und dann Aleksejs Saramotins haben mich in die ideale Position gebracht“, lobte Kluge seine Teamkollegen.

Nachdem am Nachmittag das geschlossene Feld den technisch durchaus anspruchsvollen Rundkurs erreichte, der auch über Kopfsteinpflaster und sogar Straßenbahnschienen führte, hatten sich Keisse und Durbridge auf der ersten der insgesamt sieben Runden abgesetzt und sich einen kleinen Vorsprung erarbeitet.

Zunächst hatten die Sprintermannschaften noch alles unter Kontrolle. Das Sky-Team führte mit mehreren Fahrern das Feld an, doch dann war Kapitän Leopold König nach einem Defekt auf die Hilfe seiner Mannschaftskollegen angewiesen, um wieder zurück ins Feld zu finden - was gelang und so auch Sky-Teamchef Dave Brailsford wieder beruhigte.

„Wir sind nicht unzufrieden, dass wir das Duo nicht mehr einholen konnten. Wir mussten den sechsten Platz von Leo König schützen. Sechs, sieben Kilometer vor dem Ziel hatte er einen Platten“, sagte Brailsford im Ziel zu radsport-news.com. „Und so kurz vor dem Ziel willst du das Erreichte dann auch nicht aufgeben. Elia Viviani war deshalb auf sich allein gestellt. Und ich denke, auch die anderen Sprintermannschaften hatten in diesem chaotischen Finale ein paar Mann weniger vorn als erhofft."

Königs war nicht der einzige Fahrer, der durch eine technische Panne zurückgeworfen wurde. Außer ihm erwischte es unter anderem noch den Australischen Meister Haussler und auch den zweimaligen Etappengewinner Philippe Gilbert (BMC).

In Folge der Pannenserie verlor die Verfolgung entscheidend an Schwung und Keisse und Durbridge konnten ihren Vorsprung auf rund eine Minute ausbauen. Als die Sprintermannschaften auf den letzten Kilometern wieder Tempo aufnahmen, war es zu spät.

Kluge konnte sich dann nur noch über einen Prestigeerfolg gegen die anderen Sprinter freuen und ließ den Russen Alexander Porsev (Katusha), den Italiener Giacomo Nizzolo (Trek) - der ohne einen einzigen Etappensieg das Rote Trikot des punktbesten Fahrers gewann – sowie Luka Mezgec (Giant-Alpecin) hinter sich.

Der Slowene hatte im vergangenen Jahr die Giro-Schlussetappe in Triest für sich entscheiden können, diesmal jedoch konnte der 26-Jährige seinem Team kein Happy End mehr bescheren.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2015Sky will an Idee mit Motorhomes festhalten

(rsn) – Glück brachte das sogenannte Motorhome, eine Art Campingwagen, das die britische Sky-Mannschaft mit zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt brachte, Richie Porte nicht. Der Tasman

04.06.2015Van Den Broeck: „Wir sind doch keine Maschinen"

(rsn) - Nachdem Teamchef Marc Sergeant seine Enttäuschung über das Giro-Abschneiden seines Kapitäns Jurgen Van Den Broeck kundgetan und dessen Trainer sich im Gegenzug über fehlendes Vertrauen von

02.06.2015Unfairer Coledan und die Ausreißer durchkreuzten Kluges Ziele

(rsn) - Den Sieg auf der prestigeträchtigen Schlussetappe mit Ziel in Mailand sowie die Rote Laterne als Vorletzter knapp verpasst, dennoch war Roger Kluge (IAM) mit seiner Giro-Premiere zufrieden.

01.06.2015Bei Katusha saß der zweite Anzug, bei Sky griff Plan B

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Vegni: „Sestriere-Etappe war herausragend"

(rsn) – Giro-Chef Mauro Vegni hat eine positive Bilanz der am Sonntag in Mailand zu Ende gegangenen 98. Italien-Rundfahrt gezogen. „Ich bin sehr zufrieden, wie dieser Giro abgelaufen ist“, sagte

01.06.2015Orica mit Gala-Auftakt, Movistar auch ohne Nairo Quintana Spitze

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Lampre kann vier Mal jubeln, CCC Sprandi bleibt nur die Tristesse

rsn - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück g

01.06.2015Debütant Dayer Quintana: „Der Giro war richtig schön"

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) gewann gleich bei seinem Debüt im vergangenen Jahr den Giro d’Italia. Für seinen jüngeren Bruder Dayer ging es bei dessen erster Teilnahme an einer dreiwöchig

01.06.2015Astana fuhr in einer eigenen Liga, BMC erreichte seine Ziele

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

31.05.2015Jetzt wartet die Tour auf Contador

Mailand (dpa/rsn) - Zum Feiern bleibt nicht viel Zeit. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) wird seinen am Sonntag errungen zweiten Gesamtsieg beim Giro d`Italia schnell abhaken müssen, um sich auf

31.05.2015Contador triumphiert in Mailand, Keisse gewinnt Schlussetappe

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo-Tinkoff) hat den 98. Giro d’Italia gewonnen und damit seinen zweiten Gesamtsieg nach 2008 gefeiert. Auf der abschließenden 21. Etappe kam der Spanier mit de

31.05.2015Macht es Mezgec in Mailand wie vor Jahresfrist in Triest?

(rsn) – Nach 20 Etappen des 98. Giro d’Italia wartet das deutsche Giant-Alpecin-Team noch auf das erste Erfolgserlebnis. Simon Geschke musste das Blaue Bergtrikot nach nur zwei Tagen wieder abgebe

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)