Drei Statements, die sich völlig widersprechen

Haarsträubende Transfer-Posse um Uijtdebroeks

Von Peter Maurer und Felix Mattis

Foto zu dem Text "Haarsträubende Transfer-Posse um Uijtdebroeks"
Cian Uijtdebroeks (Bora – hansgrohe) | Foto: Cor Vos

10.12.2023  |  (rsn) – Es war die Geschichte des Samstagabends: Cian Uijtdebroeks soll Bora – hansgrohe vorzeitig verlassen und einen Vertrag über vier Jahre bei Jumbo – Visma unterschrieben haben. Das vermeldete der niederländische Rennstall, der ab 1. Januar Visma – Lease A Bike heißen wird.

Doch diese Rechnung hatten die Gelb-Schwarzen von Manager Richard Plugge ohne Bora – hansgrohe gemacht. Das deutsche WorldTeam hat Uijtdebroeks nämlich noch bis Ende 2024 unter Vertrag – und pocht nun auf Einhaltung. "Cian ist und bleibt ein Mitglied von Bora - hansgrohe, auch in der kommenden Saison 2024. Er ist vertraglich bis zum 31. Dezember 2024 an uns gebunden“, ließ der Rennstall von Ralph Denk verlauten.

Uijtdebroeks persönliches Management, die A&J All Sports-Agentur von Alex Carera, der auch Tadej Pogacar angehört, erklärte dagegen, man habe den Vertrag mit Bora – hansgrohe am 1. Dezember 2023 aufgelöst. Der Belgier habe auch weitere rechtlichen Schritte eingeleitet und die UCI informiert. Das er von Bora – hansgrohe weg will, scheint also klar. Nach einem bereits vollzogenen Transfer aber klang das auch nicht.

Dazu, so viel sollte man wissen, müsste die UCI der Vertragsauflösung bei Bora - hansgrohe zunächst einmal zugestimmt haben. Der Weltverband aber äußerte sich bislang nicht zu dem Fall.

Allzu glücklich schien Uijtdebroeks in den vergangenen Monaten bei Bora – hansgrohe nicht mehr gewesen zu sein. Gleich mehrfach – sowohl bei der Vuelta a Espana und auch später nach dem Chrono des Nations – äußerte er sich öffentlich kritisch über das Team, über dessen Junioren-Rennstall Auto Eder er einst zur Saison 2022 zu den Profis gekommen war.

Um seinen Vertrag nun vorzeitig auflösen zu können, bräuchte Uijtdebroeks per Reglement gute Gründe - etwa nicht bezahlte Gehälter oder einen anderweitigen Vertragsbruch durch die Raublinger. Davon ist bislang jedoch nichts bekannt. Auch Uijtdebroeks Management vermeldete zumindest öffentlich nichts, was eine Vertragsauflösung möglich machen würde.

Viele Teams wurden in den vergangenen Wochen mit einer möglichen Verpflichtung des belgischen Rundfahrt-Talents in Verbindung gebracht. Doch Ralph Denk wollte von einem Abschied des 20-Jährigen nichts wissen - beziehungsweise: Er betonte, keine konkreten Angebote zu haben. Außerdem sei der Vertrag für ihn bindend. Dass sein niederländisches Gegenüber Richard Plugge mit Visma - Lease a Bike nun plötzlich einen Transfer vermeldete, überraschte daher am Samstagabend sehr - zumal sich die Niederländer fragen lassen müssen, wie sie ohne grünes Licht der UCI einen Fahrer eines anderen Teams einfach so unter Vertrag nehmen können.

Verblüffend ist dabei, dass Uijtdebroeks Management in seinem Statement erklärte, man habe den Vertrag mit Bora – hansgrohe aufgelöst. "Die Übereinkunft zwischen Cian Uijtdebroeks und Bora - hansgrohe wurde am 1. Dezember 2023 aufgelöst. Rechtliche Schritte wurden von Cian initiiert und auch der UCI wurde die Vertragsauflösung bereits mitgeteilt", teilte die Agentur mit. Wie das allerdings ohne das Wissen der Raublinger geschehen sein soll, ist fraglich und macht die Sache nun zur wohl nächsten großen Posse dieser Saisonpause.

Angesichts der völlig konträren Ansichten scheint ein Rechtsstreit vorprogrammiert – und der könnte zur Lose-Lose-Situation werden: Denn es macht für Bora – hansgrohe wenig Sinn, einen Fahrer einzusetzen, der nicht mehr für das Team fahren will. Doch wenn Uijtdebroeks Management die Vertragsproblematik nicht bis zum Jahreswechsel löst, greift die Transfersperre und der Belgier wäre mindestens bis 1. Juni definitiv nicht für ein anderes Team einsetzbar.

In einer Hinsicht jedenfalls ist es auch jetzt schon eine Lose-Lose-Situation: auf PR-Ebene. Dazu passt auch, dass die Teamvereinigung Velon, der sowohl Jumbo – Visma als auch Bora – hansgrohe angehören, ihre Bekanntmachung des Transfers auf ihren Social-Media-Kanälen am Abend erstmal Stunden lang stehen ließ.

Brent Copeland, Manager von Jayco – AlUla, brachte das ganze Debakel bei Twitter auf den Punkt: "Peinlich ist eine Untertreibung", schrieb der Südafrikaner dort.

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